Was mach ich nur, ich kann keine Entscheidung treffen! Von der Speisekarte im Restaurant bis zur Berufswahl: Unser Leben steckt voller Möglichkeiten. Wie schön! Wie anstrengend! Heute geht es also ums Entscheiden.
Wozu sage ich: „nein“?
Üblicherweise denken wir daran, was wir haben wollen oder tun sollen. Gleichzeitig müssen wir auch etwas ablehnen. Entscheiden beinhaltet immer, sich von einer Option verabschieden zu müssen. Das ist traurig, denn wir verpassen etwas, wir schließen eine Tür, wir verlieren eine Option. Das fällt manchen von uns schwer. Eigentlich sollen wir doch so viel wie möglich machen und haben. Ständiges Wachstum heißt die Devise. Machen wir uns also darauf gefasst, dass eine Entscheidung gleichzeitig Freude und Trauer auslösen kann. Das ist ganz normal.
Nur zwei Optionen? Da ist noch mehr drin!
Bei Entscheidungsschwierigkeiten verwende ich manchmal das Prinzip „Tetralemma“. Ein Dilemma kennen wir alle und befinden uns darin bei Entscheidungsschwierigkeiten: es gibt zwei (griechisch: di-) Möglichkeiten. Im Tetralemma erweitern wir das auf vier (griechisch: tetra-) Möglichkeiten. Neben den beiden Optionen führen wir die Kategorien „keins von beidem“ und „beides“ ein. Das hilft, das Denken zu öffnen und einen zu starren Blick auf das Problem zu vermeiden. Zum Beispiel die Frage: Ausbildung oder Studium nach dem Abitur? Beides hat Vor- und Nachteile, die wir auflisten können. Wenn das noch nicht für eine Entscheidung reicht, können wir uns überlegen, was unter der Kategorie „keins von beidem“ zu finden wäre. Plötzlich tauchen Möglichkeiten wie ein freiwilliges soziales Jahr oder ein Jahr im Ausland auf. Und in der Kategorie „beides“: ein duales Studium wäre möglich, oder ein Studium nach der Ausbildung.
Entscheiden heißt fühlen.
Wichtige Entscheidungen fallen dann besonders schwer, wenn wir nach Regeln und Hinweisen in der Außenwelt suchen, obwohl es eigentlich um unsere persönlichen Vorlieben geht. Auf der Speisekarte gibt es keine besseren oder schlechteren Gerichte, die Entscheidung hängt primär von unserem Geschmack ab. Also sollten wir uns den Geschmack und den Geruch der Gerichte möglichst lebendig vorstellen und fühlen, ob wir das angenehm finden oder nicht. Sobald wir diese Entscheidung durch Nachdenken treffen wollen, wird es schwierig. Schinken oder Salami auf der Pizza? Da gibt es wenig logische Argumente. Und wenn wir uns an bestimmte Regeln halten wollen („möglichst wenig Fett!“), haben wir keine Entscheidungsschwierigkeiten mehr: Schinken!
Dem Zufall die Entscheidung überlassen.
Notorischen Nicht-Entscheidern empfehle ich einen kleinen Würfel für die Hosentasche. Damit lassen sich Probleme mit 2, 3 oder 6 Optionen eindeutig entscheiden. Mit der Zufallsentscheidung wird eine der Optionen für uns fühlbar real und wir können besser spüren, wie es uns damit wirklich gehen wird. Das kann schon sehr weiterhelfen. Und das schönste ist: wenn die gewürfelte Antwort uns nicht gefällt, wissen wir auch, was zu tun ist: dem Würfel widersprechen und die andere Option wählen. Für ein Dilemma tuts im Übrigen auch eine Münze. Experimentierfreudigen rate ich zum sogenannten Pendeln: Ellenbogen auf den Tisch, das Pendel nach einem Pendelmuster für „ja“ und „nein“ befragen und erstaunt über die Ergebnisse weiterer Befragungen sein…